WTF, Wi-Fi?

12:15 André 0 Comments

Gestern Abend habe ich ein lange ruhendes Projekt fortgeführt und die löchrigen Wände unserer Dachkammer verspachtelt. Zur musikalischen Untermalung nahm ich auch mein Telefon und einen kleinen Lautsprecher mit. Ich hatte schon fest damit gerechnet, meine schlecht sortierte lokale Musiksammlung vom Telefon durchzuhören und alle paar Minuten auf "Nächster Song" zu drücken. Ein wagemutiger Hoffnungsschimmer ließ mich dann doch noch die Musikstreaming-App aufrufen und siehe da: Zwei Stunden lang perfekter Empfang! Das ist eine ganz beeindruckende Leistung, wenn man bedenkt, dass der WLAN-Router gut drei Etagen unterhalb des Dachbodens steht und ich eigentlich schon im Nebenzimmer häufiger Verbindungsabrisse habe.

Meine Vorstellung vom Abstrahlverhalten der Router-Antennen, welches offenbar völlig unabhängig von der Ausrichtung des Routers ist, habe ich hier mal skizziert:


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Zugfahren und warum ich meinen Job mag

23:51 André 1 Comments

Ich sitze im Zug auf dem Rückweg von einer Konferenz. Der Zug tut allerdings nicht das, wofür er gemacht wurde. Hauptsächlich steht er nämlich. Manchmal zischt es. Ab und zu knackt es. Und praktisch dauerhaft pfeift ein kalter Wind aus der Klimaanlage. Die offizielle Version zum mittlerweile 30-minütigen Stillstand lautete schlicht „Polizeieinsatz“. Die Gerüchteküche, die sich zwischenzeitlich im Zug entwickelt hat, spricht von zwei betrunkenen Behinderten (bzw. „behinderten Betrunkenen“ – Keine Ahnung, wie die Rangfolge hier politisch korrekt angegeben wird.), die sich in der Bordtoilette eingeschlossen hätten. Handyempfang ist null, weil wir an irgendeinem Bahnhof mitten in der Pampa gehalten haben. Da hätte ich mir meine Irre-beeilen-um-einen-Zug-eher-zu-kriegen-und-früher-zu-Hause-zu-sein-Strategie sparen und mich stattdessen noch eine Stunde am Konferenzort vergnügen können (Hafenfest).

Jedenfalls musste ich daran denken, wie produktiv ich eigentlich von überall arbeiten kann und wie angenehm das ist. – Laptop raus und Action. Am besten Lesen, Schreibaufgaben oder Ideenfindung. Grafische Sachen und Recherche machen mobil hingegen keinen Spaß. – Oft auch mangels Internetzugang. Aber gerade mangelnder Zugang zu Informationen bringt mich oft wieder mehr zum selber nachdenken. Die Details und Annahmen kann man später immer noch prüfen. Aber man denkt wenigstens erstmal eigene Gedanken, statt gleich im Netz eine Lösung zu suchen und sich damit zufrieden zu geben.

Der Zug rollt wieder. 55 Minuten
Verspätung. Die Dame kommt rum und verteilt Entschuldigungszettel. Ich glaube, ich will auch einen haben.

Die Konferenz war sehr entspannt. Sehr breite, aber interessante und praxisnahe Themen. Abendveranstaltung war ein Segeltörn auf dem Lotsenschoner „Atalanta“. Parallel zu uns fuhr auch noch eine Kogge los. Das ist so ein gewaltiges Wikingerschiff mit einem großen Segel und zwei Drehbassen (kleine drehbare Kanonen). Unser Schiff war auch recht groß. Aber statt Drehbassen und Riesensegel hatten wir Gulaschsuppe und Bier. Zwischendurch gab‘s dann auch noch ne Runde Kurze. Und damit meine ich nicht die Köchin…*Fremdschäm-Anlacher*

Danach ging’s noch in kleiner Gruppe weiter zum Fußballgucken in eine Bar in der Innenstadt. Fußball interessiert mich immer noch herzlich wenig, aber Pizza und Long-Island waren sau-lecker und so hab ich die 90 Minuten auch rumgekriegt. Ein toller Ausklang des Abends. Danach mit dem geliehenen Fahrrad zurück zur privat gemieteten Wohnung. Airbnb rockt. Freu mich schon auf Paris, nächsten Monat. – Ich sag ja, cooler Job.

Habe jetzt auch einen Entschuldigungszettel (Polizeieinsatz, 55 Minuten Verspätung) und ein Formular zu den Fahrgastrechten. – Ich habe demnach das Recht auf 25% Kostenerstattung, wenn der Zug – wait for it – 60 Minuten Verspätung hat. Großes Kino, Deutsche Bahn. – Echt. Großes. Kino.



P.s. Offenbar hat die Deutsche Bahn jetzt auch ihre Mitarbeiter mit QR-Code-Scannern geupgradet. Jedenfalls genügte den Bahn-Kontrollettis auf meiner Hin- und Rückfahrt nur ein kurzer Blick auf den komplexen Kästchen-Code auf meinem Smartphone, um die Rechtmäßigkeit meiner Fahrt abzunicken. Ich schätze, dass die Scanner in die Netzhaut der Mitarbeiter eingearbeitet wurden. Eine sehr nützliche Idee, wie ich finde.

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Die 80/20 Dissertation

13:53 André 0 Comments

Es heißt (frei nach Vilfredo Pareto), 20% des Aufwands bringen 80% des Ergebnisses. Jeder Aufwand, der darüber hinaus investiert wird, erbringt nur geringe und dazu noch stark abnehmende Verbesserungen in Bezug auf das Resultat.

Zum Beispiel: 20% der Kunden bringen 80% vom Gewinn. (Im Internetzeitalter dann wohl eher 2/98 --> s. Dropbox, Flickr, Open Source-Projekte etc.) Der Fokus sollte also zunächst darauf liegen, die 20% glücklich zu machen, die 80% des Gewinns bringen.

Ich war bisher der Meinung, dass man bei "Dingen, die gut werden sollen", schon auf die 100% (oder zumindest 90%) kommen sollte. Aber ich habe erfahren, dass der Mehraufwand tatsächlich selten lohnt. Der Feinschliff an irgendwelchen Arbeitsergebnissen (Präsentation, Abschlussbericht, Song, Software) fällt fast nie jemandem auf. Und wenn, dann ist dessen Meinung irrelevant.

Aber ist es nicht gefährlich, eine solche Herangehensweise auch bei der Doktorarbeit an den Tag zu legen? Das klingt doch nach Plagiat und Halbwahrheiten, nach wissenschaftlicher Unredlichkeit und handwerklichem Pfusch.

Hier meine Argumente für die "80/20 Dissertation":

  • nur das Wesentliche zu schreiben und Unwichtiges wegzulassen ist die Aufgabe des Wissenschaftlers, um das Verständnis der Arbeit zu gewährleisten
  • 80/20 zwingt dazu, die Forschungsidee (Was soll wie und warum herausgefunden werden?) extrem kondensiert darzustellen, was eine sehr klare Idee voraussetzt
  • Gutachter müssen sich nicht durch Seiten von unnützem und ohnehin mehr als geläufigem Wissen quälen
  • die ersten 20% einer Literaturrecherche sollten die wichtigsten Quellen zu Tage fördern
  • es werden keine Steuergelder für die ausschweifende Dokumentation bekannter Sachverhalte verballert
  • es bleibt mehr Zeit für tatsächliche Forschung und Industrieprojekte
Das Potenzial ist also für alle Beteiligten sehr hoch. 
Ich sehe dabei folgende Risiken:
  • Legitimationszwang gegenüber Anderen ("Du kannst doch bei der Diss nicht 80/20 machen!")
  • Unvollständigkeit: wichtige Aspekte (z. B. einzelne wichtige Quellen oder mögliche Lösungswege) können leichter untergehen
  • Tiefe: die inhaltliche Tiefe des eigenen wissenschaftlichen Beitrags könnte zu gering sein
Das erste Risiko ist nur sozialer Druck, dem auszuweichen ist. Mit Unvollständigkeit lebt man wohl immer. Aber allzu viele Meinungen kann und sollte man ohnehin nicht einbringen. Das verwässert nur die Argumentationslinie. Bleibt noch die Tiefe des eigenen Beitrags. Mh... darauf sollte man sich dann wohl konzentrieren und ein bisschen länger darauf herumdenken. Aber auch da gilt wahrscheinlich: 20% der Idee machen 80% des Beitrags.

Also, ist die 80/20 Dissertation gefährlich? - Ja.
Sollte man es deshalb sein lassen? - Auf keinen Fall.


Update 14.07.2014: Habe gerade in einer MindMap mit Produktivitätstipps eine weitere Umschreibung von Pareto gefunden, die hier ganz gut passt: "Focus your energy on that critical 20%, and don't overengineer the non-critical 80%." - Die Wahl des Begriffs Overengineering macht es eigentlich zur wertvollen Lektion: Nicht mehr als das machen, was der Kunde (a.k.a. der Prüfer) haben will. Kein unnötiger Perfektionismus. Oder nach Wikipedia: Das Produkt sollte "weniger nicht benötigte Leistungsmerkmale" aufweisen. Oder nach meinem Lieblingsprinzip der agilen Softwareentwicklung: "Einfachheit - die Kunst, die Menge nicht getaner Arbeit zu maximieren - ist essenziell."

Dafür muss man natürlich wissen, was der Kunde haben will.

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Entrepreneur aus der Dissertation

00:52 André 0 Comments



Ein paar interessante Folien zu Startups mit Prozessdarstellung und dem Abgleich von Wertversprechen und Kundenbedürfnis: Corporate Startup: Disruptive Innovation mit Lean Startup & Design Thinking

[Ungefähr einen Tag später...]

Ich habe mal zu dem Modell recherchiert, das im Zentrum der obigen Präsentation steht. Dabei kam heraus, dass die ganze Idee offensichtlich mal eine Dissertation war und sich mittlerweile als NY-Times Best-Seller verkauft. Nachdem, was ich seinem LinkedIn-Profil entnehmen konnte, hat der Autor an der Schweizer Uni HEC Lausanne (obere Liga bei den WiWis) Wirtschaftskram studiert und ist dann noch in seiner Promotionszeit (4,5 Jahre) als Gründer gestartet. Sprechergage, meint er auf seinem Kontaktformular, wäre auf dem durchschnittlichen Niveau eines NYT-Best-Sellers. Nach kurzer Recherche schätze ich das auf $40.000 (~30.000 €) pro Vortrag. Nicht schlecht. Gute Ausgangslage + gute Idee + Durchboxen = Coolio!

Unabhängig davon, ob man das jetzt nachmachen kann und will, stellt sich mir die Frage, wie nützlich die Idee einer Dissertation für die Allgemeinheit sein sollte. - In der IT-Branche schwingt schließlich - auch in der wissenschaftlichen Arbeit - immer eine gewisse Grunderwartung von praktischer Anwendbarkeit mit. Allerdings verkauft sich die IT immer noch nicht besonders gut. Im Rahmen persönlicher Lebensplanung versuche ich es so zu gestalten, dass es ein durchgängiges "Thema" gibt. Bei mir also zum Beispiel mal den großen Bereich "Software-Qualität". - Und da sollte die Diss auch schon ein wichtiger Grundstein sein. Alles, was ich jetzt lerne, soll später anderen nutzen können. Das ist, denke ich, das eigentliche Ziel dieser Promotion.

Jedenfalls habe ich jetzt große Lust, richtig anzufangen. Fragen stellen, Probleme und Lösungen finden und strukturieren. Etwas Nützliches erschaffen. - Aber erstmal müssen der Projektbericht, das aktuelle Paper und die Change-Vorlesung fertig werden. *zähneknirsch*

Dennoch: Diese 1,5 Stunden investierter Zeit (Recherche +Dokumentation) waren ganz nützlich, denke ich.

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Leichte Zeitnot

02:08 André 0 Comments

Wie die Zeit rennt! Ein extrem ruhiger Herrentag liegt hinter und ein extrem geschäftiger Monat vor mir.


Vor kurzem wurde ich als Vortragender zum hiesigen Doktorandenkolloquium an der FHB eingeladen. Das ist interessant, zumal die FH kaum etwas mit meiner Promotion zu tun hat. Das kostet Zeit, aber es hilft bestimmt auch, die Gedanken zur Diss mal wieder zu fokussieren und den Gesamtverlauf zu planen. Die Uhrzeit (16:30 Uhr) ist alles andere als familienfreundlich, aber als junger Elter (= Einzahl von "Eltern", klingt aber wie eine Raupe) hat man sich daran gewöhnt, dass die Leute einfach davon ausgehen, dass man keine Kinder hat. Und wenn sie es dann wissen, wissen sie es oft trotzdem nicht, weil sie selbst keine haben. - Das ist kein Vorwurf, nur eine Problemdefinition. (Wo bleibt meine persönliche Awareness-Kampagne für "Junge Eltern in der Wissenschaft"?! ;-)

Ansonsten schreibe ich fleißig Paper für verschiedene Konferenzen (natürlich eins nach dem anderen, um Multitasking-Verluste zu vermeiden). Ich finde es aber etwas komisch, dass ich momentan eher getrieben bin, als dass ich selbst richtig aktiv bestimmen kann. Wie viele Papers sollte ich pro Jahr veröffentlichen? Der Doktorvater sagt fünf, was auch dem Durchschnitt auf vielen Professoren-Homepages entspricht. Ich sollte die Papers ja eigentlich schreiben, um die Ideen für die Diss im echten Leben zu testen. Allerdings mache ich das bis jetzt noch nicht so stringent, sondern eher nach den Themen der Konferenzen und meinen (sehr breiten) persönlichen Interessen.

Zum Tag der offenen Tür der FHB hatte ich ein kurzes Planspiel zu agilem Projektmanagement für Schüler mit Lego vorbereitet. Vorbereitung hat viel Zeit in Anspruch genommen, aber es hat sich gelohnt. Ich hoffe, ich kann das noch öfters unterbringen (Wiederverwendung --> Synergie!). Hier ein Schnappschuss von der Aktion (den ich gerade auch noch getwittert habe und eigentlich auch noch auf die MQR-Homepage stellen müsste, um auch wirklich jede Werbemaßnahme ergriffen zu haben #TueGutesUndSprichDarüber):


Unser Industrieprojekt wird in diesem Monat enden. Ein Abschlussbericht mit Handlungsempfehlungen ist zu schreiben und einige weitere Dokumentationen zu erstellen. Der Stundensatz sinkt zwar immer weiter, aber ich hoffe auf wenigstens ein Anschlussprojekt dort.

Nebenbei läuft auch noch ein App-Entwicklungsprojekt an, zu dem ich aber noch nichts genaues sagen kann und darf.

Eins, über das ich sprechen darf, weil es schon verfügbar ist, ist die von Alexandru Severin, einem Studenten der FHB, entwickelte IBran-App. Ich habe versucht, das Ganze mal in Richtung Vermarktungsmöglichkeit für den Studentenkeller zu drehen. Mal gucken, was dabei rauskommt. Der rudimentäre Webservice für die Mensa-Funktion ist übrigens von mir. Da muss ich aber auch mal noch nacharbeiten.

Einige Aufgaben bleiben allerdings auch liegen und werden mir bestimmt bald um die Ohren fliegen. Wir werden sehen.

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