Zwischenfazit bei 2/3 der Promotion

11:41 André 5 Comments

Ich bin mal wieder im Zug unterwegs (und damit praktisch offline) und komme daher zum Schreiben. Seit dem letzten Eintrag ist viel Zeit vergangen. Die Brandenburger schlittern mittlerweile über den Reif auf dem Bahnhofsvorplatz und zwei Drittel des geplanten Zeitraums für die Promotion sind rum.
Dass ich nichts geschrieben hätte, kann ich eigentlich nicht sagen. Aber es ist ringsherum irgendwie viel passiert, sodass einfach die Zeit fehlte, auch noch was Persönliches zu schreiben. Ich könnte jetzt allerdings auch gar nicht sagen, was denn alles so genau passiert ist. Es ist zum Teil ein Strom aus Ereignissen, der einen mitreißt und zum Teil ein selbstgesteuerter Prozess, den man vorantreibt. Solange man den Großteil beeinflussen kann, ist alles gut, denke ich (vgl. "locus of control").

Gerade bin ich auf dem Weg zu meinem zweiten Arbeitgeber, der nach vier Monaten Bearbeitungszeit nun einen neuen Arbeitsvertrag für mich hat. Ich bin gespannt, wie lange er läuft. Ein Jahr wäre gut. [Nachtrag: Es ist tatsächlich ein ganzes Jahr geworden.]

Der Jahreswechsel ist wohl auch ein guter Zeitpunkt für eine Zäsur. Denn so langsam sollte ich die Pläne für die Arbeit konkretisieren(, die ja nun im nächsten Jahr zu Ende gebracht werden soll) und auch schon mal ein paar Wörter als Gerüst schreiben, um zu sehen, wo noch größere argumentative und mit größerem Forschungsaufwand verbundene Lücken zu füllen sind und wie das Ergebnis (ein Qualitätsmodell) denn genau aussehen soll. Ich merke langsam, wie schnell man es sich bequem machen kann, wenn man will. Dafür ist es dann aber manchmal auch schneller vorbei als man denkt. So sind hier und da WiMis in ihrem sechsten Jahr und fliegen damit erstmal per Gesetz raus.
Ich fürchte ein wenig, dass es mit den zunehmenden Projektideen und möglichen Kooperationen eng für die Diss werden könnte und ich den Titel korrigieren muss auf "Zwischenfazit bei 1/2 der Promotion". Ab Sommer ist laut Plan nämlich schon Schicht im Schacht und wildes Schreiben bis Ende des Jahres angesagt. Das heißt, dass bis dahin möglichst auch alle aufwändigeren Analyseergebnisse erfasst oder deren Erhebung zumindest vorbereitet und terminiert sein sollten.
Die geplanten Methoden sind übrigens:
- Anwender-Umfrage
- Experten-Interviews
- Eyetracking-Studie
- kontrolliertes Experiment mit Studierenden (Software Engineering)
- Praxis-Fallstudie

Der Methodenmix sieht ein bisschen aus wie nach dem Motto "Viel hilft viel", ist im Einzelnen aber durchaus berechtigt, um die Interessen der verschiedenen Positionen zu beleuchten.

Ein weiteres Thema kommt immer wieder hoch: Marketing. Die Vermarktung der eigenen Person und der Forschungsergebnisse ist ein häufig vernachlässigter Aspekt in der Forschung. Gerade wenn nicht "Max-Planck-Institut für Irgendwas" draufsteht, muss man sich innerhalb der Hochschule(n), aber auch nach Außen hin möglichst effektvoll präsentieren. Ich kann hier bereits auf die ein oder andere persönliche Kompetenz zurückgreifen, was es leichter macht, hier abzuliefern. Aber mein Tag hat auch nur so-und-so viele Stunden und immer wenn man Werbetexte schreibt, forscht man nicht. Das hat aber auch die positive Seite, dass man seine Forschung immer in den gesellschaftlichen Kontext einordnen muss, was zur "Erdung" beiträgt und dem Elfenbeinturm-Syndrom vorbeugt.

Zum Abschluss noch ein aktuelles Arbeitsergebnis: Gestern wurde ein von einem Studenten und mir gemeinschaftlich entwickeltes IT-System in den Testbetrieb geschickt. Es ist so eine Art Kundentreue-System. Wer sich unsere Campus-App runtergeladen und seinen QR-Code an der Bar des Studentenkellers gezeigt hat, bekam gestern Abend ein Freigetränk. Die Barleute hatten eine weitere App zum Scannen der Barcodes. Von 34 Anwesenden beim Quizabend haben sich mindestens elf spontan die App heruntergeladen und den Code gezeigt. Technisch lief dank WLAN alles recht reibungslos und ich bin vorsichtig optimistisch, das Ganze weiter ausbauen zu können. Fragt sich noch, wie es funktioniert, wenn die Anreize kleiner oder anderer Art sind. Jedenfalls hat es Spaß gemacht, direkt zuzuschauen, wie ein Arbeitsprodukt nützlich ist. - Ein Vorteil anwendungsnaher Forschung.

Damit liebe Grüße an alle Geisteswissenschaftler und eine schöne Weihnachtszeit!

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