Eiffelturm, offener Meinungsaustausch und Real-Life-Achievements (Reisebericht Teil 2)

06:32 André 0 Comments

22.07.2014 – Paris Sightseeing
Heute Touri-Programm. Primärziel: Eiffelturm. Die Karte (s.u.) zeigt den approximierten Ablauf der Tour. Blau sind die Metro-Fahrten, rot die ungefähren Laufwege. Einige Phasen sind nicht so ganz klar, wie man sieht. In Paris stolpert man aber sowieso von der einen Sehenswürdigkeit in die nächste. Der Eiffelturm rückt näher. Nebenbei die „Madeleine“ und ein paar andere historische Gebäude und Kirchen besichtigt und dabei viele deutsche Touristen bemerkt.

Meine erste Paris-Tour (Approximation). Das traurig schauende Gebäude ist Notre Dame.
Dann endlich am Turm und schwer beeindruckt von den Ausmaßen. Manche Dinge muss man wohl einfach selbst sehen. Zum selbst sehen war dann auch viel Zeit. Nicht ganz 20 Minuten an der ersten Kasse (5 €) mit Taschenkontrolle. Eine weitere Kontrolle mit Metalldetektor. Dann zu Fuß zur ersten Etage. Irgendwie wirkt es hier wie auf einer Baustelle. Liegt wohl am Baustil. (Hihi...!) Cool: In der Mitte der ersten Plattform ist der Fußboden ein paar Meter breit aus Glas, was bei vielen Besuchern schon von Weitem Angst oder zumindest Respekt hervorruft.

Kaputte Urinstinkte: "Warum sollte ich mich nicht in über 100 Meter Höhe auf einen unsichtbaren Fußboden stellen?"
Von der Seite sieht der Glasboden noch bedrohlicher aus.
Charmant-dekadente Ankündigungstafel an der Olympia Hall. Love it!

Nachwuchsförderung bei "Huré - createur de plaisir".

Oben dauert's wohl etwas länger...
Weiter zur zweiten Etage. Dort dann schon schöne Aussicht. Bei Sonne bestimmt genial. Dann festgestellt, dass sich alle Leute irgendwie hintereinandergestellt haben. Ringsherum gelaufen, um zu merken, dass das die Warteschlange für den Aufzug ist. Wartezeit war unten mit 45 Minuten angekündigt. Bei 18 Grad, einer steifen Brise und Sommerklamotten (Zuhause waren es 34 Grad; mit der Erwartung habe ich dann auch gepackt) waren das seeeehr lange 45 Minuten. Kurz vor dem Erfrierungstod dann doch noch einen Fahrstuhl ergattert und das herrliche Panorama (und den beheizten Innenraum) auf der Spitze genossen. Foto, Foto, Foto. Und wieder abwärts. Wieder schnaufende Menschen hinten mir gelassen (Sport lohnt sich) und nach knapp zwei Stunden wieder unten. Dort ist der Zugang wegen Überfüllung vorübergehend gesperrt. Noch ein Foto mit Hochschul-Tasche fürs Marketing. Check.
Spätes Mittagessen in der Stadt (Burger, s. Karte, 10 €) und eine größere Runde durch die Gassen.

Vielerorts läuft einfach nur Wasser aus den Gullis. Ein Gespräch mit dem Herrn links im Bild ergab: Paris hat zu viel Geld, deshalb wird es die Straßen hinuntergespült. (Es gibt also tatsächlich eine ganze Menge Parallelen zur deutschen Hauptstadt.)

23.07.2014 – Das Gala Dinner

Langes Rumeiern in der Früh, dann doch noch rechtzeitig zur Keynote da. Kontext-abhängige mobile Dienste. Interessant, aber recht oberflächlich. Dann noch ein paar Vorträge mitgenommen, darunter ein Ansatz zur automatisierten Labormaus-Beobachtung mit RFID-Tags.

Flanier- und Fressmeile in Paris und zum ersten Mal etwas Sonne.
Dann wieder Sightseeing. Dieses Mal weniger zielgerichtet, aber mit schönerem Wetter.
Zur abendlichen Panel-Diskussion dann wieder im Hotel. Dieses Mal zum Thema „Big Data“, zu dem drei von vier Panelisten eingestanden, dass sie damit eigentlich nicht so viel am Hut haben. Der vierte war ein Herr von NVIDIA und schien vertrauter mit der Materie zu sein. (Wer NVIDIA nicht kennt: Sehr wahrscheinlich berechnet die grafische Darstellung dieses Textes auf deinem Bildschirm gerade ein Grafikchip aus dem Hause NVIDIA.) Insgesamt aber – wie viele Big Data-Konferenzdiskussionen – viel zu breit, um wirklich zu konkreten Aussagen zu kommen. Vielleicht ist auch einfach der Begriff zu breit, als dass jemand ein annähernd repräsentatives Beispiel nennen könnte.

Noch kurz die Bordkarte an der Hotelrezeption ausdrucken lassen, dann ab zum „Gala Dinner“.
„Red wine or white wine?“, fragt der Teilnehmer aus Singapur zu meiner Linken. – Keine Ahnung! Ich weiß ja gar nicht, was es zu Essen gibt. „Red wine, thank you.“, sage ich und hoffe auf Steak. Die Tischrunde von ungefähr 10 Teilnehmern spaltet sich in kleine Grüppchen und jeder erzählt, wo er herkommt und was er so macht. Zu meiner Rechten sitzt ein Kollege aus Mittweida, mit dem ich mich am ersten Abend schon unterhalten hatte, daneben jemand aus Norwegen, mit dem ich erst deutsch gesprochen hatte, weil er GENAU SO (deutsch) aussah. Auf der anderen Seite des kreisrunden Tisches sitzt mir ein Mexikaner direkt gegenüber, der laut über die Besiedelung fremder Planeten durch den Menschen philosophiert.

Der Konferenzorganisator, ein sehr sympathischer älterer Herr, hält eine kurze und unterhaltsame Eröffnungsrede, in der er die länderspezifischen sprachlichen Besonderheiten der eingereichten Beiträge auseinander nimmt (Italiener benutzen extrem viele Adjektive und lange Sätze; Deutsche setzen die Adjektive immer ans Satzende etc.). Dann öffnet sich eine Tür an der Seite des Saals, an der keine Tische stehen, und eine opulent geschmückte "Person" betritt den Raum. Ohne genauer auf Details eingehen zu wollen: Es war unterhaltsam. Die Ingenieurs-Steifigkeit fiel - trotz offensichtlicher anfänglicher Vorbehalte - mit jeder neuen Nummer des Varieté-Programms ab, was - zumindest an unserem Tisch - in eine feucht-fröhliche interkulturelle Gesprächsrunde mündete. Mittlerweile waren wir bei der Fußball-WM und der überragenden Leistung der deutschen National... blabla usw. angekommen. Der Mexikaner hätte ja nicht ausgerechnet MICH nach meiner Meinung zum Sieg fragen müssen. Der folgende verbale Schlagabtausch jedenfalls, der voll von seinem Unverständnis und seiner Entrüstung über meine Ignoranz gegenüber unserer Nationalsportart war, endete, nachdem ich keine Lust mehr hatte, mich mit seiner polemische Argumentationsweise zu beschäftigen, beschwingt-lustig mit einem "Well, then f*ck you!" meinerseits. Das gefiel ihm offenbar. Wahrscheinlich suchte er aber auch selbst nur nach einem effektvollen Abschluss der Diskussion, da uns aufgrund der Gesprächslautstärke ohnehin bereits die volle Aufmerksamkeit mindestens unseres Tisches galt und wir wohl beide für die in Anspruch genommene Zeit mit einem würdigen Finale entschädigen wollten. Nach kurzem Zögern stand er jedenfalls auf und stieß beherzt mit mir an. - So einfach kann das manchmal sein.

Der Organisator sammelt mittlerweile die Weinflaschen von den sich leerenden Nebentischen ein und bringt sie zu uns. Am erzwungenen Ende des Abends (gegen 24 Uhr; das Personal wirft uns bereits böse Blicke zu) stehen zu viele Flaschen Wein auf dem Tisch, die da ursprünglich nicht hingehörten.
Unseren Mexikaner tragen wir die Treppen hinunter an die Hotelbar, wo der Abend mit einem Informationsgespräch zu deutschen Biersorten beendet wird. International bekannt sind offenbar nur Oettinger und Sternburger. Na dann, gute Nacht!


24.07.2014 – Abreise
Frühe Abreise
Im Flugzeug bemerke ich zum ersten Mal bewusst die Sprühnebel-Bedampfung, die wohl die Klimaanlage darstellen soll. Ich komme mir vor wie Gemüse im Supermarkt. Ob man im Flugzeug deshalb vielleicht weniger schnell altert? Ich denke daran, dass Stewardessen fast immer jung aussehen. Ich dachte bisher, das liegt an der Schminke, aber nun habe ich einen alternativen Erklärungsansatz.

Ein weiterer interessanter Effekt hat sich eingestellt: Wenn ich seriös gekleidet bin (heute mal komplett schwarz von den Schuhen bis zum kurzärmeligen Hemd), sprechen mich überproportional viele Leute an und erfragen die Uhrzeit, eine Zugverbindung nach Werder („No, Werder is actually not IN Berlin.“) oder andere Lappalien ihres Alltags ("Ja, das ist schon sehr ärgerlich mit dem umgekippten Kaffee."). Kleider machen Leute. Sogar mich.

Und noch eine letzte Reisebemerkung: Ich hoffe, diese Nerd-Brillen-Geschichte („Streber-Look“) bei Frauen ist bald vorbei. Bei manchen sieht’s gut aus, bei den meisten aber einfach nur aufgesetzt (Wortspiel unbeabsichtigt).

Ankunft in Brandenburg gegen Mittag. Dann die Offenbarung: Kind Nummer zwei muss zur Oma gefahren werden. Schließlich sind Ferien.

Transportstatistik am Ende des Tages:

1,5 Stunden Metro
1,5 Stunden Flugzeug
0,5 Stunden Bus
1,25 Stunden Regionalexpress
0,25 Stunden Straßenbahn
4 Stunden Auto
______________________
9 Stunden in Verkehrsmitteln
====================

Wenn es im echten Leben ein "Transporter"-Achievement gäbe, hätte ich es heute bestimmt verdient. Gleich nach dem "CO2-Bastard"-Achievement. - So viele Bäume kann ich gar nicht pflanzen.

[Hier geht's zum ersten Teil des Reiseberichts.]

0 Kommentare: