Konfessionen eines Tee-Trinkers

00:47 André 0 Comments

Vor einiger Zeit hat ein Freund sein Unverständnis über die Tatsache geäußert, wie irgendjemand ohne Kaffee produktiv arbeiten könnte. Ich habe zu Jugendzeiten (klingt ganz schön lange her, wenn man es so schreibt) mal eine schlechte Erfahrung mit einem Kaffee-artigen Heißgetränk gemacht. - Es hat nicht geschmeckt, der soziale Druck war aber hoch genug, dass ich mir eine halbe Tasse davon reingeholfen habe. Im Studium habe ich dann hauptsächlich von Cola in den verschiedensten Sorten gelebt. Da gab es aber auch keinen zwingenden Schlaf-Wach-Rhythmus und Kalorienbilanz und Blutzuckerwerte waren sicherlich alles andere als optimal. Heute, im Arbeitsleben (oder so) angekommen, bin ich komplett auf Tee umgestiegen.

"Du trinkst immer noch keinen Kaffee, oder?", hat mich meine Mama letztens gefragt. Nein, ich trinke Tee. Und bewege mich damit in der Minderheit (s. Abbildung 1) und gleichzeitig in der gesellschaftlichen Kinderecke. - Kaum ein Meeting, bei dem jemand einen heißen Tee anbieten könnte.

Abbildung 1: Tee- und Kaffeekonsum in verschiedenen Ländern (via amerinz)

Mit diesem Vorurteil kann ich heute nun hoffentlich aufräumen: Ich gieße am Tag ungefähr zwei Ein-Liter-Kannen Tee auf. Grünen Tee. Laut Tabelle landen dabei aus 400 mg Koffein aus der Trockenmasse mal einem Verringerungsfaktor von 0,85 insgesamt ca. 340 mg im Tee. Diese Menge entspricht einem Koffeinäquivalent von fünf bis sechs Tassen Kaffee á 125 ml. #boom #koffeinjunkie

Schön dabei: Ich habe sogar noch deutlich mehr Flüssigkeit zu mir genommen als der Kaffeetrinker. (Auch wenn das nicht empfohlen wird.) Zucker ist nicht notwendig und die Abhängigkeit ist offenbar genauso stark. - Toll!

Herausgefunden habe ich das, als ich über die Feiertage bei meinen (Schwieger-)Eltern zu Besuch war und dort hauptsächlich "koffeinfreier" Tee (Früchte, Kräuter, etc.) zu haben war, den ich auch gerne trinke, mich dann aber regelmäßig über meine eigene geistige und körperliche Trägheit wunderte.

Zum Abschluss ein Tipp für Kaffeetrinker, die Gästen Tee servieren wollen oder müssen: Der törichte Versuch, heißen Tee mit kaltem Tee abzukühlen zeigt nur, dass ihr das Getränk "kindgerecht" machen wollt. "Wer schon keinen Kaffee trinkt", so wird man es euch andichten, "der soll sich wenigstens nicht die Fresse am Tee verbrennen." Aber wir Teetrinker haben auch das Recht, uns die Fresse zu verbrennen. - Egal ob Grüntee oder nicht. Außerdem fragt bei Starbucks ja auch keiner: "Noch etwas kalten Kaffee dazu?"

Ich plädiere hier für mehr Toleranz gegenüber anderen Trinkkulturen. Kurz- oder langfristige Wirkung. Hektischer Genuss zwischendurch oder stundenlanges Auskosten. Möge es auch noch so viele Unterschiede geben: Alle sollten die gegenseitigen Vorlieben akzeptieren und sich darauf einstellen. Alle haben das Recht, ihr Lieblingsgetränk vorurteilsfrei und öffentlich zu genießen. Außer natürlich Chai Latte-Trinker. Die gehören in der Hölle verbrannt.

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