Schaffenszeit

07:43 André 1 Comments

Ich bin gerade aus der Schweiz zurückgekommen und habe mehrere wichtige Erkenntnisse mitgebracht.

Erkenntnis #1: Mit "Erlebnishotel" müssen nicht zwangsläufig positive Erlebnisse gemeint sein.


Ich weiß gar nicht, was an dem Hotel schlimmer war. - Service, Zimmer oder Frühstück.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte:
Hotel mit Gefängnis-Charme (hier ohne Charme).


Erkenntnis #2: Mehr Zeit nehmen.


Ich habe die Reise kurz halten wollen, um nicht mit meinem Arbeitgeber über 100€ hin oder her für den zusätzlichen Aufenthalt diskutieren zu müssen. Und so bin ich Sonntag Nachmittag in den Flieger gestiegen und war (nach einem etwas hastigen Aufbruch nach dem letzten Vortrag) Montag Abend schon wieder zu Hause während die anderen Teilnehmer eine Bootstour über den bezaubernden mit bergklarem Wasser gefüllten Vierwaldstätter See genossen. Obwohl das Get-Together am Sonntagabend und der wissenschaftliche Teil der Konferenz am Montag sehr interessant waren, wäre das bestimmt eine gute Möglichkeit zur Entschleunigung, Reflektion und Vertiefung gewesen. Ergo: Beim nächsten Mal wieder mehr Zeit nehmen.

Blick auf das Ufer vom Vierwaldstätter See in Luzern, Schweiz


Erkenntnis #3: Die Schweiz hat signifikant höhere Lebenshaltungskosten im Vergleich zu - beispielsweise - den neuen Bundesländern. (Lies: Die Schweiz ist scheiße teuer!)


Flughafen Zürich --> Luzern: 26 Euro für's Zugticket (gegen 6 Euro für ähnliche Strecke und Fahrzeit Flughafen Tegel --> Brandenburg). Klar, Hotels kosten halt Geld und auch für ein gutes Essen gebe ich gerne etwas mehr aus. Aber wenn dann auf der Weinkarte bei den Preisen schon keine Kommastellen mehr angegeben werden, ist eigentlich alles klar.

Ein Flammkuchen to go? - 15 Euro. "Why not?", könnte man jetzt einfach sagen und für das Kurzurlaub-Erlebnis in die Tasche greifen. Oder man denkt darüber nach, wie viel Mehl, Schmand, Schinkenspeck und Zwiebeln man dafür kaufen könnte (Antwort: Genug für sechs große Flammkuchen.) und lässt es einfach mal sein.

Trotzdem auf dem Rückweg Schweizer Schokoladenspezialitäten mitgenommen, weil die Kollegen im Büro deren überlegene Qualität beteuerten. - Und offenbar Recht behalten.


Erkenntnis #4: Es ist an der Zeit, etwas zu schaffen.


Auf der Konferenz zwei Vorträge gehalten. Einen mit dem Disputationsmaterial von einem fertig gewordenen Mitstreiter (Glückwunsch dazu!) und einen eigenen, von dem ich dachte, er wäre ganz gut. - Wie man sich täuschen kann. Und das lag nicht am Warmreden (erst mein Thema, dann sein Thema) oder der Menge der Zuhörer (erst fast leer, dann vollbesetzt), sondern am mangelnden Mut, ein eigenes "Ding" zu entwickeln und vorzustellen. Das ist nun aber mal die Aufgabe dieses kleinen Promotionsprojekts hier. Und mein erster Vortrag war nicht schlecht. Er war ziemlich gut recherchiert und hatte dadurch super Argumente. Es fehlte nur eben etwas. Die Lösung. Das Konzept. Die Methode. Das Modell. - Irgendeine Idee, die das alles zu einem sinnvollen Ganzen verbindet, schlüssig erklärbar und praktisch umsetzbar ist.

Update: Vollbesetzt war der zweite Vortrag, weil die anderen beiden Sessions leer waren und es der letzte Vortrag vor der Bootstour war. Also ist der Unterschied nicht ganz so krass. Fazit bleibt aber dasselbe.

Daher ist die persönlich wichtigste Erkenntnis, dass es langsam an der Zeit ist, etwas zu schaffen und es auf den Prüfstand zu stellen. Es endet: die Lese- und Rechtfertigungszeit. Es beginnt: die Schaffenszeit.

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